Ich habe in diesem Blog ja bereits 2018 über den Bauwahn in London geschrieben, der insbesondere mit unzähligen Hochhäusern das Bild der Stadt dauerhaft verändert. Wenn man sehen will, wie die Zukunft von Megacities aussehen wird, dann lohnt sich auch in diesem Falle ein Besuch in London, wo der Kapitalismus weiterhin das Baugeschehen bestimmt. Vor ein paar Jahren stand mal in einem Artikel, dass in London über 200 neue Hochhäuser entstehen sollen. Ich konnte mir das damals nicht recht vorstellen, aber inzwischen scheint diese Zahl schon längst überschritten. Denn trotz Coronakrise geht der Bauwahn unvermindert weiter. Wie Time Out London berichtet, enthüllt der kürzlich veröffentlichte jährliche Architekturbericht Tall Buildings Survey für 2022, dass aktuell in London 583 Gebäude mit 20 oder mehr Etagen geplant oder bereits im Bau sind! Unter anderem haben 341 Hochhaustürme eine Baugenehmigung, 109 sind bereits gebaut und 71 haben eine Teilgenehmigung.

Besonders spektakulär sind die neuen Bauten rund um das Finanzzentrum an der Canary Wharf.
Als ich im Februar 2022 zufällig mit der DLR dort vorbei gefahren bin, traute ich kaum meinen Augen und fühlte mich ein weiteres Mal mitten nach Manhatten versetzt. Ich bin sofort aus dem Zug gestiegen und habe mich umgeschaut, was einen schon etwas atemlos zurücklässt.

Neben Bürotürmen – trotz Coronakrise – entstehen hier auch neue Wohnhäuser mit Balkonen und spektakulären Aussichten. Architektonisch sind einige Gebäude sicherlich herausragend. Vieles wirkt aber auch wie Massenware aus dem Baukasten, vor allem die Wohnhochhäuser an weniger exponierten Stellen.






Man fragt sich bei diesem Anblick schon: Wer will hier eigentlich leben? Beziehungsweise, wer kann es sich überhaupt leisten, hier zu leben? Wie die Investoren sich die schöne neue Welt voller glücklicher Menschen so vorstellen, ist in bunten Farben auf die Bauzäune gemalt.


Doch auch an wichtigen Knotenpunkten, wo sich Bahnlinien kreuzen wie in Lewisham, Elephant & Castle oder Vauxhall stehen die Wohntürme dicht an dicht und wachsen immer weiter. Vor allem im Osten der Stadt entstehen ganze neue Stadtviertel auf ehemaligem Industrie- und Werftgelände entlang der Themse.

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