Quick Facts: Entdeckertour durch London am Regent’s Canal entlang
Anreise: mit U-Bahn oder Zug zum Bahnhof King’s Cross oder Paddington, dann zu Fuß
Unterkunft: Diverse Hotels und B&Bs in Bahnhofsnähe
Länge der Tour: Von King’s Cross bis Camden etwa 2 Kilometer, von Camden bis Little Venice etw 3,5 Kilometer, wenig anstrengend
In London ist hinter dem Bahnhof King’s Cross in den letzten Jahren ein komplett neues Stadtviertel entstanden. Dort sind mehrere neue Hochhäuser in die Höhe gewachsen, die nun neben Büros zahlreiche Geschäfte und Restaurants beherbergen. Das neue Stadtquartier reicht bis an den Regent’s Canal heran, der im Osten von London von der Themse abzweigt und in einem großen Bogen durch den Norden Londons führt. Ein Spaziergang von King’s Cross entlang des Kanals bis nach Camden bringt interessante Einblicke in eine Gegend, die sonst nicht so sehr im Fokus der London-Besucher steht. Außerdem bekommt man hier sehr schöne Einblicke in die moderne Architektur von London. Man kann sehr bequem den schmalen Weg entlang des Kanals laufen, den Regent’s Canal Tow Path, muss sich diesen aber auch mit Radfahrenden teilen. Es geht manchmal sehr eng zu, vor allem unter den oft sehr niedrigen Brücken. Doch das macht die kleine Tour um so romantischer.

Gegenüber des Kanals geht es mit dem neu entwickelten und architektonisch höchst interessanten Coal Drops Yard weiter mit schicken Geschäften, Bars und noch mehr Restaurants. Das vom Londoner Designer Thomas Heatherwick gestaltete Areal ist Teil der gesamten King’s Cross Entwicklung und wurde 2018 eröffnet. An dieser Stelle befanden sich in viktorianischen Zeiten Umschlagplätze für Kohle, die per Bahn aus Nordengland nach London gebracht und von hier unter anderem mit den sogenannten Narrowboats über den Regent’s Canal weiter transportiert wurden. Zur sehr interessanten städtebaulichen Entwicklung gehören auch die ehemaligen Gasspeicher gleich nebenan, in denen früher das aus Kohle entstandene Gas gespeichert wurde und die heute runde Wohngebäude zur Erinnerung an die ehemaligen Strukturen beherbergen.
Dort kann man sich sehr schön in in die Sonne setzen und eine Weile dem Treiben auf dem Kanal und der kleinen Schleuse mit den Narrowboats zusehen. Rechts davon rollen regelmäßig die Züge über die Kanalbrücke in den Bahnhof St. Pancras.
Der Weg führt unter den Bahngleisen hindurch und immer rechts am Kanal entlang. Man sieht verschiedene Hausboote ankern und hat sehr schnell vergessen, dass man sich angesichts der Idylle mitten im Herzen von London befindet.
Bis nach Camden Lock sind es rund zwei Kilometer zu laufen, was man bequem in weniger als einer Stunde schaffen kann. Auf etwa der Hälfte des Weges befindet sich ein netter Pub „The Constitution“ an der Kreuzung mit dem St. Pancras Way. Man muss den Weg verlassen und hoch zur Brücke, um in den Pub und auf die schöne Terrasse zu gelangen.
Hat man dann Camden Lock erreicht, befindet man sich schon mitten im Trubel des Camden Market. Hier gibt es allerhand Shops Restaurants und Plätze mit Street food. Man kann sich von hier aus durch Camden mit dem Markt und den zahlreichen Vintage- und Alternativ-Shops treiben lassen.
Wem der Trubel in Camden zu viel ist, der kann auch dem Kanal weiter folgen und stattdessen das benachbarte Primrose Hill erforschen. Auch diese Ecke ist weniger bekannt, obwohl sie mit Pastellfarbenen Häusern fast so idyllisch wenn nicht sogar idyllischer ist als das bekannte Notting Hill. Was viele nicht wissen: in Primrose Hill wurden Teile des Films Paddington gedreht. In der Straße Chalcot Crescent befindet sich bei Nummer 30 das Haus, in dem der liebenswerte Bär bei seiner Londoner Familie Brown gewohnt hat.
Bei wikipedia heißt es: Primrose Hill ist ein archetypisches Beispiel für ein erfolgreiches Londoner Stadt-Dorf, ein London village, aufgrund seiner Lage und der Qualität seiner sozio-historischen Entwicklung. In dem Viertel gibt es auch eine Handvoll Pubs und Restaurants, in denen man eine Pause einlegen kann und sonntags zum Beispiel im Pub Princess Of Wales ein leckeres Sunday Rost bekommt.

Man kann auch in den Park und auf den Hügel hoch und die tolle Aussicht über London genießen.





Der Regent’s Canal führt nun in einem Bogen weiter bis nach Little Venice und zum Paddington Basin beim gleichnamigen Bahnhof. Auf diesem Abschnitt zwischen Camden und Little Venice sind deutlich mehr Touristen unterwegs. Es gibt auch verschiedene Anbieter von Bootstouren, die zwischen Camden und Little Venice hin und her fahren. Zudem kann man Elektroboote ausleihen und individuelle Gruppentouren unternehmen. Ein großer Teil des hier deutlich breiteren Weges am Kanals führt entlang des Regent’s Park und des Londoner Zoos. Will man bis ans andere Ende nach Little Venice laufen, muss man zwischendurch den Kanal verlassen, weil dieser durch einen Maida Hill Tunnel unter dem Stadtteil Lisson Grove hindurchführt und dieser Tunnel nur mit Booten befahrbar ist. Der Weg ist gut ausgeschildert. Im hinteren Teil des Kanals stößt man wieder auf zahlreiche Hausboote. In dieser idyllischen, etwas betuchteren Gegend leben etliche Menschen auf dem Wasser, darunter auch die bekannte deutsche Journalistin und ARD Korrespondentin Annette Dittert, die übrigens mit London Calling ein sehr tolles Buch über England, ihre Lieblingsstadt London, den Brexit-Wahnsinn und das Leben auf dem Hausboot geschrieben hat. Ich persönlich finde den Abschnitt des Kanals zwischen Kings Cross und Camden wesentlich spannender, weil es hier (noch) deutlich weniger touristisch zugeht. Zugleich ist das Viertel mit dem Coal Drops Yard ein sehr interessantes Beispiel für die Stadtentwicklung und den Bauboom im London im 21. Jahrhunderts.

Wer jetzt Lust bekommen hat, noch mehr in London vom Wasser aus zu entdecken, findet eine Übersicht der Möglichkeiten im Beitrag How to Do London By Boat bei Londonist.

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