Das London Transport Museum ist eine Institution und immer wieder einen Besuch wert. Auf sehr anschauliche Weise wird hier in ehemaligen Markthallen von 1871 in Covent Garden seit 1980 die Geschichte der Mobilität in London erzählt. Von den Anfängen mit Pferdekutschen bis zum heute ausgedehnten Verkehrsnetz mit U-Bahnen, Tram, DLR, Overground und natürlich den berühmten Doppelstockbussen. Über das Verkehrswesen in London wird auf spannende Weise auch die Entwicklung der Stadt zur heutigen Größe erzählt. Ohne den Bau der Eisenbahn- und U-Bahn-Linien ins Umland wäre die heutige Struktur der Stadt überhaupt nicht möglich gewesen. Ohne öffentliche Verkehrsmittel wäre ein Leben in London undenkbar. Im Museum am Covent Garden gibt es auch eine Auswahl an typischen Fahrzeugen der Londoner Verkehrsgeschichte.

Da der Raum mitten in der Innenstadt ohne adäquaten Gleisanschluss natürlich begrenzt ist, verfügt das London Transport Museum noch über eine weniger bekannte Außenstelle: Das Museum Depot in Acton im Westen von London mit direktem Anschluss an das Londoner U-Bahn-Netz. In diesem Depot werden U-Bahnen, Busse und allerlei andere Objekte mit Relevanz für die Londoner Transportgeschichte aufbewahrt. Drei- bis viermal im Jahr hat auch die Öffentlichkeit an langen Wochenenden Zutritt. Die nächste Gelegenheit dazu ist von Freitag 16. Juni 2023 bis Sonntag 18. Juni 2023.
Das Depot in Acton ist kein Museum, sondern tatsächlich eine 6.000 Quadratmeter große Lagerhalle mit Gleisanschluss, in der auch gearbeitet wird. Daher ist es auch nicht regelmäßig der Öffentlichkeit zugänglich. Etwa vierteljährlich öffnen sich jedoch die Tore für die Allgemeinheit, und man kann dann von Freitag bis Sonntag dem Depot einen Besuch abstatten, dessen Schätze bewundern und Vorträgen zu bestimmten Themen folgen. Tickets bucht man am besten online über die Webseite des London Transport Museums, da diese für den Besuch des Acton Depot meist recht schnell vergriffen sind.

In der großen Lagerhalle sind Bahnen unterschiedlicher Typen und Dutzende Busse und Straßenbahnen aus allen Epochen geparkt. Darunter befindet sich auch ein ganzer, sorgfältig restaurierter U-Bahn-Zug von 1938 (sog. 1938 Stock), der auch bei Sonderfahrten zum Einsatz kommt und noch über die originale Einrichtung inklusive Werbeplakaten verfügt.



Es gibt daneben Regale voller Paletten und Kisten mit Materialen wie Motoren, Signale, elektrische Ausrüstung, Uhren in allen Größen bis hin zu Türen, Geländern oder großformatigen Toren aus Gusseisen. Hier wird alles gelagert, gestapelt und archiviert, was für den öffentlichen Verkehr in London von historischer Relevanz ist. Technische Einrichtungen wie Stellwerke sind teilweise noch funktionsfähig und werden den Besuchern anschaulich erklärt.






Dazu gehören auch Häuschen zum Ticketverkauf, Telefonzellen, Ticketautomaten, Leuchtreklamen, Werbetafeln oder Stellwerkstechnik zur Steuerung des U-Bahn-Verkehrs. 370.000 Objekte umfasst die Sammlung, ein unerschöpflicher Fundus aus der Geschichte des Londoner Verkehrs. Zudem gibt es einen kleinen Shop zum Stöbern. Dort gibt es neben vielen antiquarischen Büchern und Postern allerlei Souvenirs wie etwa Kissen oder Regenschirme im bekannten Polsterdesign der Londoner U-Bahn.




Eine eigene Abteilung auf einem Zwischendeck widmet sich komplett dem ikonischen Grafikdesign und der Fahrgastinformation von London Transport. Hier finden sich unzählige Schilder mit Pfeilen, Hinweisen, Stationsnamen und dem typischen Roundel als grafischem Symbol für die Londoner U-Bahn. An den Darstellungen des Netzes aus unterschiedlichen Epochen kann man die Entwicklung hin zu den heutigen Linienplänen nachverfolgen.





Die umfangreiche Sammlung an Bussen aus fast jeder Dekade erlaubt einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung des Fahrzeugdesigns über Jahrzehnte hinweg. Ebenso faszinierend ist, welche Veränderungen die Londoner U-Bahn in 160 Jahren, seit 1863 der erste Zug fuhr, erfahren hat. Wie Linien erweitert, Tunnel neu gebaut, Stationen eröffnet und andere dafür stillgelegt wurden, wie Bahnhöfe weiter entwickelt und zu Kreuzungsstationen umgebaut wurden. Nicht umsonst beschäftigen sich ganze TV-Serien wie Hidden London Underground mit den vielen verborgenen Wegen und unbenutzten Tunneln im Untergrund der Stadt. Im Youtube-Kanal vom London Transport Museum gibt es sehr viele Folgen (Hidden London Hangouts) zum Thema. Es kann einem richtig schwindlig werden, wenn man Zeichnungen und Modelle genauer studiert und versucht nachzuvollziehen, wie die unterschiedlichen Gänge miteinander verbunden sind und ein undurchschaubares Labyrinth aus Röhren auf unterschiedlichsten Ebenen bilden.

Das Acton Depot vom London Transport Museum befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des U-Bahnhofs Acton Town an der Piccadilly und District Line im Stadtteil Ealing im Westen von London. Der Fußweg vom Bahnhof ist ausgeschildert.
In die Geschichte der Londoner U-Bahn kann man bereits im Gebäude des Bahnhofs Acton Town eintauchen. Dieses stammt von Architekt Charles Holden und ist ein typischer Vertreter seiner Art Deco Bauten für die Londoner U-Bahn. Mehr zur Architektur von Charles Holden findet sich hier im Beitrag und im Beitrag über Art Deco Architektur in London Ealing.

Übrigens: Das Ticket für einen Besuch des London Transport Museums in Covent Garden wird nach dem Besuch automatisch zu einem Jahrespass, mit dem man ein Jahr lang beliebig oft das Museum besuchen kann. Es empfiehlt sich daher, das Ticket gut aufzubewahren und beim nächsten London Besuch weiter zu nutzen.

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