Wenn man in England unterwegs ist, kann man immer wieder über den Öffentlichen Verkehr und den Wettbewerb zwischen den Unternehmen staunen. Im kleinen Ort Lacock etwa, dort fahren zwei Busunternehmen in Konkurrenz jeweils eine eigene Linie in die nächste Stadt Chippenham mit jeweils eigenen Tarifen. Das eine Unternehmen fährt ungefähr stündlich, das andere halbstündlich. Lediglich drei bis vier Verbindungen am Abend sind als tarifliche Kooperation gekennzeichnet, weil diese vom Aufgabenträger bezuschusst werden. Ansonsten fahren wohl beide Unternehmen auf eigenes Risiko. Deshalb bezahlt man auch direkt im Bus und nicht am Automaten.
Ein solches Angebot könnte man in der Tat als Wettbewerb im Öffentlichen Verkehr bezeichnen! Als Kunde zieht man in der Regel die Wahl zwischen unterschiedlichen Angeboten und günstigen Preisen der deutschen Gleichmacherei via Verkehrsverbund und Einheitstarif vor. In England bezahlt man einfach direkt im Bus je Fahrt. In Deutschland muss es dagegen ein einheitlich gültiges (Papier-)ticket von München-Schwabing bis Flensburg geben, auch wenn man unterwegs sechsmal umsteigen und die Verkehrsunternehmen wechseln muss. Den Preis für dieses Ticket diktiert in Deutschland daher das größte Unternehmen mit der größten Marktmacht. Aber ist der Menschheit wirklich geholfen, wenn etwa die Quittung bei Starbucks auch für das Croissant zum Einheitspreis in einem anderen Coffeeshop gilt und man eine Behörde braucht, die hinterher ausklamüsert, welchen Anteil der Bäcker und welchen der jeweilige Verkäufer am endgültigen Gewinn nach Abzug der Behörden-internen Kosten bekommt?