Versteckt in einem Hinterhof nicht weit vom Alexanderplatz befindet sich eines der schönsten alternativen Cafés von Berlin.
Obwohl ich mehrmals pro Jahr nach Berlin komme, habe ich erst im Sommer 2022 durch Zufall ein absolutes Highlight entdeckt: Das Café The Greens im Gebäudekomplex und alternativen Zentrum Alte Münze in Mitte direkt neben der Spree. Das kleine, gemütliche Café liegt etwas versteckt im Hinterhof in einer ehemaligen Fabrikanlage, der früheren Münzprägeanstalt, und ist eine Mischung aus Gewächshaus und Wohnzimmer. Der Eingang zum Hof ist etwas unscheinbar, und man übersieht sehr leicht, dass es zwischen den Neubauten ringsum hier noch einiges zu entdecken gibt. Die kleinen, hohen Räume mit großen Fenstern sind vollgestopft mit Pflanzen bis unter die Decke gepaart mit Vintage-Deko und alten Berliner Wandvertäfelungen. Man fühlt sich tatsächlich ein bisschen in ein tropisches Gewächshaus versetzt. Es fehlen nur noch Vogelgezwitscher und Schreie von Dschungeltieren.
Mitten in Berlin Pankow findet sich im ehemaligen Diplomatenviertel ein spannender Lost Place: Die frühere Botschaft des Irak in der DDR.
Wo: Berlin Pankow, Ortsteil Niederschönhausen Anreise: Tram-Linie M1 Tschaikowskistraße Architekten: Deutsch-irakisches Architektenkollektiv Besonderheit: Verfallender Plattenbau, Lost Place
Sogenannte „Lost Places“ sind ja inzwischen sehr angesagt. Manche Zeitungen widmen dem Thema ganze Serien. Vielleicht liegt das auch daran, dass man im Kontext der Nachhaltigkeitsdebatten alte Gebäude wieder wertschätzen lernt und solche Orte oft die Phantasie anregen, was aus ihnen Kreatives entstehen könnte. Im Sommer 2021 entdeckte ich zufällig einen solchen Lost Place im tiefen Osten von Berlin: Mitten in Pankow steht versteckt ein architektonisches Schmuckstück aus längst vergessenen Plattenbau-Zeiten und ist dem Vandalismus preisgegeben: Die 1974 erbaute Botschaft des Irak in der DDR, die sich bis 1991 im ehemaligen Diplomatenviertel von Berlin Pankow befand. Das Gebäude in der Tschaikowskistraße 51 wurde 1974 von einem deutsch-irakischen Architektenkollektiv unter Leitung von Horst Bauer mit Hilfe des Kollektiv des Bau- und Montagekombinats Ingenieurhochbau Berlin (IHB) geplant. Es wurde im Wesentlichen aus standardisierten Plattenbau Fertigelementen gebaut und vom VEB BMK Ingenieurhochbau Berlin realisiert.
Die Großsiedlung Weiße Stadt im Norden von Berlin von 1931 zählt zum UNESCO-Welterbe und ist als typisches Beispiel für das Neue Bauen einen Besuch wert
Wo: Berlin Reinickendorf im Karree an der Aroser Allee, Gotthardstraße, Emmentaler Straße Anreise: U-Bahnhof Residenzstraße an der U8 Architekten: Otto Rudolf Salvisberg, Bruno Ahrends und Wilhelm Büning Besonderheit: UNESCO Welterbe
Im Norden von Berlin findet sich ein faszinierendes architektonisches Kleinod, das seinesgleichen sucht: Die Weiße Stadt. Der Name ist Programm: Das Ensemble aus weißen Mietshäusern in unterschiedlichen Größen und Höhen entstand zwischen 1929 und 1931 im Stil des Neuen Bauens und erinnert sehr stark an die berühmte Bauhaus-Architektur. Zwischen den diversen Gebäuderiegeln befinden sich ausgedehnte Grünzonen und kleine Gärten, die viel Licht und Sonne in die Freiräume zwischen den Häusern bringen.
Hintergrund für den Bau solcher Großsiedlungen am Stadtrand war die Suche nach modernen und zeitgemäßen Wohnformen, die menschliche Bedürfnisse in den Vordergrund rückten und zugleich bezahlbaren Wohnraum für sehr viele Menschen schaffen sollten – jenseits der klassischen Berliner Mietskasernen mit engen und dunklen Innenhöfen und der mit dem Nachbarn geteilten Außentoilette im Treppenhaus. So entstand auch die Weiße Stadt als genossenschaftlich organisierte, moderne Großsiedlung mit 1.268 Wohnungen. Zusammen mit fünf anderen Berliner Siedlungen ist sie seit 2008 als UNESCO-Welterbe eingetragen als Siedlungen der Berliner Moderne. Es lohnt sich, zwischen den verschiedenen Gebäuden umherzustreifen, die entspannte Atmosphäre auf sich wirken zu lassen und die vielen Details der Architektur zu entdecken. Die Moderne ist unübersehbar und wirkt auch noch hundert Jahre später zeitgemäß. Gerne würde man hier in der Großstadt wohnen!
Wer fast 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer einen Eindruck bekommen will, wie das Leben damals in der geteilten Stadt vor 1990 war, dem sei ein Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer / Berlin Wall Memorials empfohlen. Insbesondere junge Menschen, die die Mauer in Realität nie erlebt haben, finden hier zahlreiche Informationen zur jüngeren deutschen Geschichte. Entlang der Bernauer Straße führte über Jahrzehnte die Grenze zwischen den Bezirken Mitte und Wedding und damit zwischen Ost und West, zwischen DDR und BRD. Grenzsoldaten der DDR riegelten das Gelände ab und verhinderten, dass die Menschen diese brutale Grenze überwinden konnten. Deutsche Geschichte lässt sich hier entlang eines einzelnen Straßenzuges auch noch 30 Jahre später anschaulich nacherleben.
In Berlin Mitte gibt es inzwischen eine Vielzahl von Hotels, die immer noch verhältnismäßig günstige Übernachtungsmöglichkeiten bieten.
Da ich mehrfach in Berlin gelebt habe, immer noch regelmäßig in die Hauptstadt reise und mich fast ausschließlich im Bezirk Mitte zwischen Hackescher Markt, Rosenthaler Platz, Rosa-Luxemburg-Platz und Alexanderplatz aufhalte, möchte ich heute einmal meine Lieblingshotels in dieser Gegend vorstellen. Man befindet sich hier zentral an der Grenze zwischen den Bezirken Mitte und Prenzlauer Berg und kann in der Regel alle wichtigen und interessanten Bereiche bequem zu Fuß oder mit einem der zahlreichen Leihfahrräder erreichen: Unzählige Restaurants und Bars, die Volksbühne, den Alexanderplatz mit Shopping-Möglichkeiten, Kino und Fernsehturm, die zahlreichen Mode- und Designerläden rund um den Hackeschen Markt, die Museumsinsel oder die vielen alternativen Restaurants, Läden und Bars vom Rosenthaler Platz aus in Richtung Kastanienallee im Prenzlauer Berg oder entlang der Torstraße. Der S-Bahnhof Hackescher Markt sowie der S- und Regionalbahnhof Alexanderplatz mit Verbindungen in alle Himmelsrichtungen sind ebenfalls nicht weit. Seit 2016 bindet zudem die Tramlinie M8 den Berliner Hauptbahnhof direkt an das Viertel über Rosenthaler und Rosa-Luxemburg-Platz an. Man steigt aus dem ICE und ist in rund 15 Minuten am Ort des Geschehens.
Trotz oder gerade wegen des Baubooms in London verlassen immer mehr Menschen die Hauptstadt: Sie können sich das Leben dort schlicht nicht mehr leisten oder sind es leid, horrende Summen für ein Minizimmer am äußeren Stadtrand zu bezahlen. 500 bis 600 Pfund für ein kleines Zimmer in einer Wohngemeinschaft sind nicht ungewöhnlich. Ganze Wohnungen kann sich kaum jemand leisten, oder wer noch eine günstige hat, wird früher oder später von den Eigentümern vertrieben. Der Guardian berichtete 2015 immer wieder über diese bedrückende Situation, wie etwa hier: Goodbye London: why people are leaving the capital. Ein weiterer Artikel beschäftigt sich mit der Londoner Kreativszene, die in Berlin ihr neues Mekka gefunden hat: The Guardian: Creative young Brits are quitting London for affordable Berlin
Viele Kreative sind begeistert vom Leben in Berlin, da man hier im Jahre 2015 noch vergleichbar günstig wohnen kann, die Atmosphäre wesentlich entspannter ist als im always busy London und sowieso überall englisch gesprochen wird. Berlin ist zu dieser Zeit auf Platz drei der meist besuchtesten Städte in Europa (hinter Paris und London an der Spitze). Während 2013 noch rund 10.000 Briten in Berlin lebten, sind es 2015 bereits 14.000. Und wenn es in London so weiter geht, werden sicherlich noch einige dazu kommen. So sagt Scott van Looy, der seit 2012 Berlin für eine britische Firma arbeitet: “[In Berlin] there’s a sense of people doing things for themselves, for all the right reasons. In London, it’s office work, bars, sleep, repeat.”
UPDATE 2023: Fast zehn Jahre später herrscht in London trotz Brexit weiterhin ein irrsinniger Bauboom. Überall wachsen wie in Canary Wharf Hochhäuser überwiegend mit Apartments in die Höhe, worüber ich unter anderem hier berichte.
Auch die Gegend um Whitechapel in der City wurde in den letzten Jahren komplett auf den Kopf gestellt. Wie ein Geschwür wuchern die Hochhäuser aus der benachbarten City nach Osten und fressen die alten Stadthäuser auf, in denen zuvor jahrzehntelang Zuwanderer gelebt haben, so dass die Gegend zwangsläufig gentrifiziert wird. Lediglich die historischen Pubs bleiben in der Regel erhalten, während nebenan und gegenüber neue Coffeeshops und schicke Restaurants eröffnen. Erneut fragt man sich: Wer um Himmels Willen kann sich den Kauf solcher Wohnungen leisten? Wer wohnt in diesen Häusern? Oder wohnt da überhaupt jemand?