Ich werde hier nach und nach einige Tricks vorstellen, wie man im allgemeinen Tarifdschungel auch kurzfristig noch günstige Tickets für Bahnreisen im Fernverkehr finden kann. Inzwischen nutzen viele Bahngesellschaften wie schon die Airlines ein so genanntes „Yield-Management“, bei dem sich Preise nach Zeitpunkt der Buchung und Auslastung richten und – je näher der Reisezeitpunkt rückt – teurer werden. Damit soll die Auslastung besser gesteuert werden. Die Deutsche Bahn etwa bietet Super-Sparpreise (SSP) ab 17,90 Euro (ohne BahnCard) an, die man bei Buchung mehrere Wochen im Voraus auf vielen Fernstrecken finden kann. Sind diese Kontingente erschöpft, wird es nach und nach teurer. Doch mit ein paar Tricks lassen sich im System auch kurzfristig noch versteckte Schnäppchen finden. Diese Tricks gelten auch für Bahnen in anderen Ländern wie Großbritannien, wo Ticketpreise ebenfalls extremen Schwankungen unterliegen. Für Anmerkungen oder weitere Tipps bin ich dankbar!
Allgemeines zum Ticketkauf: Online über die Webseite der Deutschen Bahn oder auf dem Smartphone über die jeweiligen Apps der Bahnen, zum Beispiel dem DB Navigator. Es gibt auch Anbieter wie Trainline.com oder Mobilitäts-Plattformen wie Omio, die europaweit auch über Grenzen hinweg Auskünfte erteilen und durchgehende Bahntickets verkaufen. Wer etwa die DB Navigator App installiert und sich angemeldet hat, bekommt sein gekauftes Ticket automatisch in die App übertragen. Über die App kann man auch eine dazu gehörige BahnCard speichern, um sie im Zug vorzuzeigen. Man muss Tickets in diesem Fall NICHT ausdrucken. Lediglich einige internationale Tickets wie etwa für die Fahrt mit dem Eurostar nach London müssen trotz App auf Papier ausgedruckt werden. Das Ticket wird in diesem Fall in der App nicht angezeigt!
Tipp 1: Nach Möglichkeit nicht an Freitagen und Sonntagen reisen
Dies sind fast überall die Hauptreisezeiten. Züge sind sehr gut ausgelastet und Preise wie bei den Airlines grundsätzlich teurer, selbst lange im Voraus. Was allerdings nicht bedeutet, dass man nicht auch für einen Freitag mit ein paar Tricks ein günstiges Ticket finden kann. Unter der Woche etwa dienstags oder mittwochs ist es in der Regel günstiger.
Tipp 2: Mit BahnCard buchen
Die BahnCard 25 (für aktuell 62 Euro in der 2. Klasse) bietet auf Normalpreise und auch auf alle Sparpreise einen Rabatt von 25 Prozent. Selbst wenn man nur zwei, dreimal im Jahr mit dem Zug fährt, kann sich auch der Kauf einer drei Monate gültigen Probe-BahnCard 25 für 17,90 Euro schon bei wenigen Fahrten amortisieren. Man sollte nur daran denken, die BahnCard wieder rechtzeitig zu kündigen, da sie sich sonst in ein Abonnement verwandelt und man dann den regulären Preis von 55,70 Euro für ein Jahr bezahlen muss. Wer oft übers Wochenende an Freitagen und Sonntagen reisen muss, für den wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit eine BahnCard 50 lohnen. Mit ihr halbiert sich der normale Ticketpreis (bahndeutsch Flexpreis), und man bekommt auch auf Sparpreise noch 25 Prozent Rabatt. Die Anschaffungskosten von aktuell 229 Euro (2. Klasse) amortisieren sich schnell, wenn man ansonsten teure Normaltickets für über 100 Euro je Strecke kaufen müsste. Hier der Vergleich aller BahnCard Optionen.
Tipp 3: Abschnitt mit Fernverkehr einbauen
Von Mannheim über Saarbrücken nach Trier fahren fast ausschließlich Regionalzüge, das dauert etwa drei Stunden und kostet im Normalpreis immer 45,10 Euro. (Die Möglichkeit, mit dem Rheinland Pfalz-Tagesticket zu fahren, sei hier mal zur Verdeutlichung der Systematik ausgeklammert.) Ausnahme: Etwa fünf mal am Tag verkehrt auf dem Abschnitt zwischen Mannheim und Saarbrücken ein ICE bzw. TGV auf dem Weg von/nach Paris. Wenn man eine Verbindung wählt, die diesen Fernverkehr beinhaltet, gelten Sparpreise mit Zugbindung, die weniger als die Hälfte kosten. Dasselbe gilt auch, wenn man den Umweg über Mainz/Koblenz wählt und im IC fährt. Das dauert zwar eine Stunde länger, kostet aber meist nur die Hälfte, und man fährt im Mittelrheintal über eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands. Eine weitere Möglichkeit ist, von Mannheim mit dem ICE über Karlsruhe zu fahren. Dauert auch mit 3:51 Std. länger, bringt aber deutliche Ersparnis mit Sparpreisen.
Was tun? Bei der Verbindungssuche in die Optionen gehen und bei Zwischenhalte z.B. Koblenz eingeben.
Tipp 4: Gezielt nach günstigen Zügen suchen
Wenn man nach einem Ticket für eine bestimmte Verbindung sucht, bekommt man in der Regel unterschiedliche Optionen zu unterschiedlichen Preisen angezeigt. Ist man flexibel, kann man so gezielt nach einzelnen Zügen suchen, die wenig ausgelastet sind und damit günstiger sind als andere. Beim Klick auf die Zugnummer wird der gesamte Reiseverlauf des Zuges angezeigt. Wenn man seine Route nun so einrichtet, dass man möglichst lange in dem günstigen Zug bleiben kann, kommt oftmals auch ein günstiger Gesamtpreis für die Gesamtstrecke zustande, selbst wenn man Umwege fährt.
Tipp 5: Schnelle Verbindungen nicht bevorzugen
InterCity (IC) Züge sind in der Regel billiger als ICE-Züge und fahren oft auch auf Teilabschnitten, die normalerweise von ICE bedient werden wie etwa auf der Schnellfahrstrecke Hannover – Göttingen – Fulda. Oder zwischen Heidelberg/Mannheim und Köln. Hier benötigen ICs durchs Rheintal eine Stunde länger als der ICE auf der Schnellfahrstrecke. Dafür sind sie auch wesentlich günstiger.
Was tun? Bei der Verbindungssuche Häkchen bei „schnellste Verbindungen anzeigen“ entfernen, dann werden auch langsamere oder sogar Nahverkehrsverbindungen angezeigt.

Tipp 6: Alternative Route wählen
Beispiel: Von Frankfurt/Main nach Mannheim fahren in der Regel ICE auf direktem Weg ohne Halt. Die Route ist stark ausgelastet und daher meistens relativ teuer. Billiger wird es dagegen, wenn man die parallele Strecke nach Heidelberg über Darmstadt wählt. Auch hier fahren stündlich Intercity- oder ICE-Züge. Das Ganze funktioniert auch bei längeren Strecken die über Frankfurt oder Mannheim/Heidelberg führen.
Was tun? Bei der Verbindungssuche in die Optionen gehen und bei Zwischenhalte z.B. Darmstadt eingeben. Gibt man keine Aufenthaltszeit ein, sucht das System lediglich eine Route, die über diesen Bahnhof führt. Man muss nicht aussteigen.
Tipp 7: Langsamere Route oder Umweg wählen
Wer von Heidelberg oder Mannheim nach Köln will, bekommt in der Regel die Verbindungen mit ICE über Frankfurt und die Schnellfahrstrecke Frankfurt – Köln angezeigt. Man kann aber auch stündlich mit InterCity auf der alten Strecke durchs Rheintal fahren. Dies dauert zwar eine Stunde länger, dafür bekommt man mit dem Loreley Felsen und dem Welterbe im Rheintal allerhand zu sehen.
Tipp 8: Zwischenhalte einbauen
Wenn der direkte Weg in einen Stück zu teuer ist, hilft es manchmal, Zwischenhalte einzubauen, um so im Anschluss auf einen günstigeren Zug zu kommen. Oft erscheinen dann im System plötzlich Verbindungen, die vorher nicht angezeigt wurden. So gibt es etwa von München nach Berlin verschiedene Routen über Nürnberg/Erfurt oder Fulda/Göttingen. Auch von Frankfurt nach Hamburg kann es günstiger sein, statt über Fulda/Göttingen über Köln zu fahren und dort einen kurzen Zwischenstopp einzulegen.
Wenn man zum Beispiel nach Halle oder Leipzig möchte, kann es günstiger werden, wenn man beide Stationen als Zielbahnhof ausprobiert, da der ICE zwischen Berlin und München stündlich wechselnd über Halle oder Leipzig fährt. Zwischen beiden Bahnhöfen verkehren S-Bahnen, die für die Strecke lediglich 20 Minuten benötigen. Im konkreten Fall war eine Fahrt von Nürnberg über Erfurt bis Halle und dann mit der S-Bahn nach Leipzig günstiger als die direkte Verbindung Nürnberg – Leipzig mit Umsteigen in Erfurt.
Was tun? Bei der Auswahl der Strecke in Optionen Zwischenhalt hinzufügen (Bahnhofsname) und bei Bedarf eine Aufenthaltszeit von zum Beispiel 20 Minuten eingeben. Es können auch mehrere Zwischenhalte eingebaut werden. Gibt man keine Aufenthaltszeit ein, sucht das System lediglich eine Route, die über diesen Bahnhof führt. Man muss nicht aussteigen.
Tipp 9: Teilstrecken aneinander reihen
Wenn die direkte Verbindung von A nach B zu teuer erscheint, dann kann es helfen, wenn man nach Teilstrecken sucht und Tickets splittet. Das Ticketsystem der Deutschen Bahn funktioniert in der Regel so, dass es für bestimmte Entfernungen oder stark genutzte Routen bestimmte Preiskategorien festlegt. Manchmal verteuert sich so ein Ticket überproportional, nur weil man durch ein paar Kilometer zusätzlich in eine höhere Kilometerklasse gerät. Ein Beispiel: Von Heilbronn nach Zürich gibt es Sparpreise für 19,90 Euro. Vom benachbarten Neckarsulm aus kostet das gleiche Ticket jedoch mit 39,90 Euro das Doppelte. Das Nahverkehrsticket zwischen beiden Bahnhöfen gibt es für 3,10 Euro.
Ein anderes Beispiel ist die Strecke Köln – Hannover – Magdeburg. Hier fahren durchgehende InterCity-Züge über Minden. Falls die Gesamtstrecke zu teuer ist, kann es helfen, ein Ticket Köln – Minden zu buchen und ein weiteres Minden – Magdeburg, und zwar für denselben Zug! Das Gleiche gilt auch für Fahrten über die Schnellfahrstrecke in Nord-Süd-Richtung. Hier ist oft Fulda ein „breaking point“ im Preissystem. Fahrten von Norden her sind bis Fulda oft günstig und werden dann bis Frankfurt/Main überproportional teurer. Ich habe auch schon erlebt, dass die Fahrt von Berlin nach Erfurt im gleichen Zug günstiger war, wenn man ein Ticket Berlin – Halle und eines Halle – Erfurt kombiniert.
Auf dem Weg von/nach London kann es passieren, dass ein Ticket von/bis Aachen deutlich günstiger ist als eines bis Köln oder darüber hinaus. Auch in diesem Fall kann es günstiger sein, zwei separate Tickets mit Aachen als Umsteigepunkt zu buchen.
Nachteil bei separater Buchung ist jedoch, dass die Fahrgastrechte nicht greifen und es keine Entschädigung gibt, wenn der erste Zug Verspätung hat und man den zweiten, für den man ein separates Ticket hat, nicht erreicht. Zwei verschiedene Tickets gelten (noch) nicht als durchgehende Reisekette.
UK-Tipp: Bei längeren Bahnreisen durch London hindurch, wo man sowieso in den meisten Fällen den Bahnhof (und den Bahnbetreiber) wechseln muss, ist es oft billiger, jeweils Einzeltickets zu buchen, also etwa Brighton – London und dann London – Nottingham.
Tipp 10: Längere Strecken buchen als nötig
Da das System Sparpreise oft von Relation zu Relation festlegt, kann es manchmal günstiger sein, eine längere Strecke zu buchen als die eigentlich gewünschte. So kostet zum Beispiel in Großbritannien das Ticket vom Eurostar-Halt Ebbsfleet International für die kurze Strecke bis Ashford International (rund 20 Minuten) oder Folkestone über die Schnellfahrstrecke in der Regel um die 30 Euro. Bucht man den Zug dagegen bereits ab London St. Pancras, gibt es Sparpreise ab 15 Euro, und man kann dann in Ebbsfleet in den Zug aus London einsteigen. Das Gleiche funktioniert oft auch bei Verbindungen in Deutschland, wenn man zum Beispiel einen Abschnitt mit einem Fernverkehrszug einbaut, um so in den Genuss von Sparpreisen zu kommen.
Tipp 10: Ticket über die Grenze von/ins Ausland
Der gleiche Trick funktioniert auch mit Tickets ins benachbarte Ausland. Die Fahrt aus Tipp 3 von Mannheim nach Trier über Koblenz kann nochmals günstiger werden, wenn man bis Luxemburg bucht und somit einen Sparpreis Europa erhält
Weiteres Beispiel: Ein Ticket von Stans in der Schweiz nach Zürich kostet regulär über die App der Schweizer Bundesbahnen SBB 28 Euro. Die DB verkauft zwar keine Tickets für Fahrten innerhalb der Schweiz, aber von deutschen zu Schweizer Bahnhöfen und umgekehrt. Daher kann man von Stans ein Ticket über Zürich bis nach Singen in Deutschland kaufen, das zeitig gebucht mit dem InterCity zwischen Stuttgart und Zürich zum Super Sparpreis Europa zu haben ist. Das Gleiche funktioniert auch für Fahrten etwa von Basel SBB nach Lugano in der Schweiz. Wenn man einen DB-Sparpreis ab Freiburg bucht, kommt man oft günstiger weg als mit dem reinen SBB-Ticket.
Tipp 11: Preise auch nach dem Ticketkauf checken
Tickets können sogar günstiger werden, je näher das Reisedatum rückt. Ich habe das kürzlich für eine Bahnfahrt von Hamburg nach Frankfurt erlebt. Zwar hatte ich für einen Freitag schon ein günstiges Ticket für 56 Euro Sparpreis gefunden, doch wenige Tage vor der eigentlichen Reise war das gleiche Ticket im Super-Sparpreis plötzlich für 28 Euro verfügbar. Zum Glück hatte ich den etwas teureren Sparpreis mit Stornomöglichkeit gebucht, so dass ich das Ticket stornieren und für den günstigeren Preis neu buchen konnte. Stornieren kostet zwar 10 Euro Gebühren, aber am Ende war trotzdem noch einiges gespart.
Aktueller Stand: Juli 2019
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Die meisten der Tips brauchen aber ein detailliertes Wissen über das Bahnnetz. Bisher war es übrings für mich nie billiger bis Basel SBB zu kaufen anstatt bis Freiburg, wenn ich aus NRW nach Freiburg wollte.
Irgendwann lohnt sich auch der Aufwand nicht mehr.
Danke für das Interesse und den Kommentar! Ja, es stimmt, diese Tipps sind teils schon etwas für Leute, die sich mit dem Bahnsystem bzw. dem Fernverkehrsnetz gut auskennen und Spaß an detektivistischer Arbeit haben. Der Tipp mit Freiburg bezog sich in erster Linie auf Verbindungen aus Deutschland in die Schweiz, wo man mit grenzüberschreitendem Europa-Sparpreis oft billiger fährt als mit einem rein innerschweizerischen Ticket. Es funktioniert aber tatsächlich auch in die andere Richtung, habe das gerade mal getestet: So kann ein Ticket von Essen nach Freiburg durchaus teurer sein als eines von Essen über Freiburg bis nach Zürich!